Privat bloggen: Soll ich oder soll ich nicht?

„Ich frage mich: Was soll denn der Mehrwert für die Welt sein?“ – schreibt mir A. via LinkedIn. Sie hadert mit dem Bloggen. Mit IHREM PRIVATEN Blog, genauer gesagt. Den sie vor einigen Jahren auf WordPress eingerichtet hat. Naja. So halb eingerichtet. Denn mit dem Design ist sie nicht zufrieden und bis zur Publikation haben es bis dato nur wenige Beiträge geschafft. An sich kein Thema – es muss ja nicht jeder bloggen. Aber wir wissen ja, wie das mit halbfertigen Projekten ist: Sie lassen einen irgendwie nicht los. Blockieren. Machen ein schlechtes Gewissen. Denn schließlich hat es ja einen Grund, warum sie diesen Blog vor langer Zeit einmal eingerichtet hat. Wie sinnhaft es denn sei, zu bloggen, fragt A. sich und mich, wie zeitgemäß WordPress als Plattform dafür… und überhaupt: „Danke für etwas Erhellung, Lg A.“

Ich könnte es mir und ihr einfach machen: Liebe A., du hast recht: Es gibt so viele Blogs. Ein Großteil davon wurde nach anfänglicher Euphorie von seinen Autor*inn*en schmählich im Stich gelassen und liegt nun tot im World Wide Web herum. Sei anders, mache reinen Tisch. Lösche deinen toten Blog. Den braucht keiner.

Was aber, wenn A. doch Interesse daran hätte, ihren Blog endlich zum Leben zu erwecken?

Weil sie sich beruflich profilieren will? Ihre Expertise darstellen will? Weil sie für potenzielle Arbeit- / Auftraggeber*innen im World Wide Web auffindbar sein möchte? Weil sie sich als Expertin für XY einen Namen machen möchte? In diesem Fall würde ein Blog durchaus Sinn machen, vorausgesetzt sie befüllt ihn regelmäßig mit einschlägigen Beiträgen.

Vielleicht ist es aber gar nicht A.s Ziel, sich beruflich zu profilieren. Vielleicht ist sie begeisterte Mutter von Zwillingen und möchte sich mit ebensolchen austauschen, vielleicht bäckt sie köstliche glutenfreie Mehlspeisen, kennt die Stadt, in der sie lebt, aus einer ganz besonderen Perspektive, macht die weltbesten Nahaufnahmen von Vintage-Designerstücken, trainiert gerade für den ersten Marathon und möchte andere an ihren Trainingserfolgen teilhaben lassen … was auch immer sie der Welt mitteilen will:

Bloggen kann auch abseits beruflicher Themen durchaus sinnvoll sein für A. Warum?

  • Weil ein Blog den Blick schärft, den Fokus auf das Blogthema lenkt und sie sich damit automatisch mehr damit auseinandersetzt.
  • Weil das Schreiben, Fotografieren, Zeichnen … nicht nur mehr Spaß macht, wenn sie ihre Werke mit anderen teilt, sondern das Publizieren meist auch zu besseren Leistungen anspornt.
  • Weil sie Feedback erhält und die Möglichkeit hat, sich mit ihren Leser*innen auszutauschen.
  • Weil man doch immer wieder hört, dass manche sogar Geld verdienen mit Blogs? Ja … auch das ist möglich. Allerdings nur, wenn man wirklich viele Leser*innen hat. Und die müssen den Blog erstmal finden.

Womit wir bei einer weiteren wichtigen Frage wären:

Liebe A., treibst du dich gerne im WWW herum?

Macht es dir Spaß, regelmäßig Zeit auf Social Media Plattformen zu verbringen? Weißt du, auf welchen Plattformen sich deine potenziellen Leser*innen aufhalten? Bist du bereit, mit deinen Leser*innen auf diversen Plattformen und deinem eigenen Blog zu kommunizieren, zu diskutieren? Macht es dir Spaß, deinen Blog in regelmäßigen Abständen mit Inhalten zu befüllen?  Am Ball zu bleiben? Gut. Dann könnte es gut sein, dass deine Blog-Community langsam wächst, dass dein Blog also auch gelesen wird.

Um zu deiner Eingangsfrage zurückzukommen, liebe A.:

Was der Mehrwert für die Welt sein soll, wenn du bloggst, musst du selbst entscheiden.

Fest steht aber: Du solltest einen Mehrwert bieten: Informationen oder Betrachtungen aus deiner speziellen Perspektive, Know how, Anleitungen für irgendetwas oder ganz einfach „nur“ Unterhaltung … kurz: einen Grund, warum sich die Welt, oder ein kleiner Teil davon, die Mühe machen sollte, auf deinen Blog zu klicken, sich deine Inhalte zu Gemüte zu führen.

Bevor du also eine Entscheidung triffst, beantworte zwei Fragen:

Was willst du der Welt mitteilen? Und was willst du damit erreichen?

Wenn du darauf Antworten gefunden hast, versuche, einige weitere Fragen zu beantworten:

  • Wieviel Zeit willst und kannst du für das Bloggen aufwenden (Texte schreiben, Bildrecherche, Bilder bearbeiten, Beiträge online stellen …)?
  • Wieviel Zeit (und Geld?) willst und kannst du dafür aufwenden, deinen Blog bekannt zu machen, Leser*innen zu gewinnen?
  • Wieviel Zeit willst und kannst du dafür aufwenden, mit deinen Leser*innen in Kontakt zu treten und diese Kontakte zu pflegen (Kommentare moderieren, auf sozialen Medien agieren, beobachten, reagieren …)?
  • Wieviel Zeit willst und kannst du dafür aufwenden, deinen Blog zu warten (dich zum Beispiel um technische Updates und Suchmaschinenoptimierung kümmern …) bzw. bist du eher der Typ, der das einem Profi übergeben (und ihn dafür bezahlen) will?

Passen die Antworten auf diese Fragen zu deinem oben definierten Ziel, das du dir für den Blog gesetzt hast? Wenn ja, dann bist du nun der Antwort auf deine Grundsatzfrage – soll ich oder soll ich nicht – ein stückweit näher. Mit der Umsetzung und den damit verbundenen Fragen – welche Plattform, welches Content Management System, welches Layout, etc …. – beschäftige dich danach.

Autorin: Susanne Sametinger

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