Gendern - was sonst?

Gendern – was sonst?

Wer mit Sprache kreativ umgeht, kann gute Texte produzieren und dabei beide Geschlechter ansprechen: Viele Formulierungen können so gewählt werden, dass sich Männer und Frauen gleichermaßen angesprochen fühlen. Abwechselnd die weibliche und die männliche Form zu verwenden kann verblüffen, auf die Thematik aufmerksam machen und hat den Vorteil einer gut les- und hörbaren Sprache. Auch die durchgängige Verwendung des Binnen-I oder des Schrägstrichs kann mitunter passen … zum Beispiel dann, wenn man – etwa im Image-Folder oder in Fachtexten – betonen möchte, dass einem das Thema wichtig ist. Schreibt man für Publikumsmedien, ist diese Schreibweise hingegen meist nicht passend: Audiovisuelle Medien können sie nicht umsetzen, in Printmedien wirkt sie ungewohnt und ist schwer lesbar. Es gilt also wie bei allen Texten: Auf die Zielgruppe achten, mediengerecht schreiben. Wenn wir eine Presseaussendung schreiben, verwenden wir keine 10-Zeilen-langen Schachtelsätze. Wenn wir für das Web schreiben, werden wir darauf achten, dass auch Suchmaschinen unsere Texte finden. Wenn wir für Radio oder Fernsehen schreiben, werden wir gut sprech- und hörbare Sätze formulieren. Und wenn wir für Frauen und Männer schreiben, werden wir Frauen und Männer ansprechen. Nicht mit Brachialgewalt, sondern so einfühlsam wie möglich. Wir wollen schließlich, dass unsere Botschaften auch ankommen.

 

Über die Möglichkeiten, Texte zu gendern, sind viele Leitfäden publiziert worden. Hier das Wichtigste zusammengefasst:

 

Binnen-I:

AbsenderInnen, TechnikerIn, KonsumentIn, BügermeisterInnen …

 

Schrägstrich:

der/die Arbeiter/in, der/die Techniker/in, die Kolleg/inn/en, die/der Studierende …

 

Achtung: Weglassprobe machen: Wenn der Schrägstrich bzw. das In(nen) wegfällt, muss ein sinnvolles, grammatikalisch korrektes Wort vorhanden sein:

der/die ÄrztIn, der/die PädagogInnen – der Ärzt, der Pädagog -> nicht ok!

 

Vorteil: Texte bleiben kurz;

Nachteil: durchgängig verwendet sind die Texte oft schlecht lesbar;

 

Tipp: bei der Verwendung von Schrägstrichen ist der Plural oft einfacher zu formulieren:

die Kolleg/inn/en (Singular wäre lt. Weglassprobe nicht möglich: der/die Kolleg/in)

 

Vollständige Paarform:

Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter, Ärztinnen und Ärzte, die Ärztin, der Arzt, die Arbeitnehmerin, der Arbeitnehmer …

 

Vorteil: auch für audiovisuelle Medien geeignet;

Nachteil: Texte werden sehr lange (deshalb ist diese Variante – durchgängig verwendet – für Printmedien eher weniger geeignet); Texte, in denen häufig Paarformen verwendet werden, sind schlecht lesbar;

 

Umformulierungen:

BewerberInnen wenden sich bitte an … -> Für Ihre Bewerbung wenden Sie sich bitte an ….

AbsolventInnen des Kurses sind berechtigt…. -> Nach dem Absolvieren des Kurses sind Sie berechtigt …

alle TeilnehmerInnen …. -> alle, die teilnehmen / teilgenommen haben …

Für die Anmeldung müssen sich ArbeitnehmerInnen … melden -> Für die Anmeldung muss … gemeldet werden. (aber Achtung: die passive Form wirkt oft „amtsdeutsch“ und behäbig!)

Die Studentinnen und Studenten -> die Studierenden; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer -> die Teilnehmenden …

neutrale Formulierungen: Lehrerinnen und Lehrer -> Lehrkräfte; Ärztinnen und Ärzte – > ärztliches Personal …

 

Funktionsbezeichung:

SektretärIn – > Sekretariat

GeschäftsführerIn -> Geschäftsführung

 

Links:

Leidfaden des BMASK

Geschlechtergerecht formulieren: Viele Facetten

Autorin: Susanne Sametinger

 

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