Medienarbeit

Medienarbeit: Trotz Internet-Recherche – persönliche Kontakte zählen

Immer mehr Arbeit, Zeitdruck und knappe Ressourcen bestimmen den Arbeitsalltag der Journalisten. Welche Konsequenzen hat das für die Medienarbeit?

Wer die ohnedies gestressten Journalistinnen und Journalisten zu einer Pressekonferenz lockt, die nicht hält, was sie verspricht, sammelt Minuspunkte. Wer sie mit Pressetexten ohne Informationsgehalt zumüllt, wird sich höchstens ihren Ärger zuziehen. Wer ihnen hingegen Arbeit abnimmt anstatt noch mehr Arbeit zu bescheren, wer hilft, rasch zu gut aufbereiteten Informationen zu kommen, hat gute Chancen, seine Themen in den Medien wiederzufinden.

Infos für Medienarbeit journalistisch aufbereiten

Die qualitativ hochwertige Zuarbeit von PR-Agenturen und Pressesprechern wird angesichts der Ressourcenknappheit für Journalisten immer wertvoller. Das belegt auch eine Umfrage, die ECCO und newsroom.de im Juli 2015 unter 450 Journalisten durchgeführt haben: Fast die Hälfte der Befragten war der Meinung, Pressemitteilungen hätten in den vergangenen fünf Jahren an Bedeutung verloren, gut drei Viertel Bedeutung von Pressekonferenzen. Zulegen konnten hingegen Vier-Augengespräche, persönliche Kontakte und die Websites von Unternehmen.

In dieselbe Kerbe schlägt eine vom Institut für Organisationskommunikation der Universität der Bundeswehr München im vergangenen Jahr durchgeführte Befragung, an der mehr als 800 Journalisten teilgenommen haben: 49 Prozent gaben an, heute weniger Zeit für Recherchen zu haben als noch vor fünf Jahren, 45,2% nutzen Suchmaschinen am häufigsten zur Recherche (vor allem junge Journalisten), gefolgt von persönlichen Kontakten, die von 12,6 % am häufigsten genutzt werden. Es folgen Telefonate und die Recherche auf Websites. Nur 6,8% gaben an, am häufigsten vor Ort zu recherchieren, 8% nutzen Pressemitteilungen am häufigsten.

Online präsent sein – Kontakte pflegen

Obwohl das Internet für die überwiegende Mehrheit als primäre Informationsquelle dient, gaben 86% der Befragten an, qualifizierte Gesprächspartner für ihre Interviews oder Recherchen primär über persönliche Kontakte zu finden. Im Durchschnitt erhalten die Befragten 46 Pressemitteilungen am Tag, etwa die Hälfte wird ungelesen gelöscht. Soziale Netzwerke werden zwar nur von wenigen als am häufigsten genutzte Quelle angegeben, immerhin 24% gaben aber an, mehrmals täglich dort zu recherchieren, 14% zumindest einmal täglich. Am häufigsten genutzt wird Facebook (51%), gefolgt von Youtube und Twitter. 47% der Befragten erwarten sich, in sozialen Netzwerken Themenideen zu finden, 38% beobachten die Resonanz auf ihre eigene Berichterstattung.

Dass auch bei der Recherche in sozialen Netzwerken journalistische Qualitätsstandards eingehalten werden sollen, ist der Mehrheit der Befragten bewusst: Zwei Drittel finden, dass die Recherche in Sozialen Netzwerken um weitere Recherchewege ergänzt werden soll, mehr als der Hälfte ist bewusst, dass die Stimmungsbilder in Sozialen Netzwerken nicht auf die Meinungsverteilung in der Bevölkerung schließen lassen und dass Bildmaterial auf Echtheit überprüft werden muss.

Diese Ergebnisse geben zwei klare Stoßrichtungen für erfolgreiche Medienarbeit vor:

Starke Online-Präsenz zeigen

Von der informativen Unternehmenswebsite über einschlägige Plattformen bis hin zu Blogs und der Präsenz in sozialen Medien – Online Präsenz muss glaubwürdig, informativ und ansprechend aufbereitet und die einzelnen Kanäle aufeinander abgestimmt sein – selbstverständlich so, dass man von den Suchmaschinen gut gefunden wird.

Nichts geht über persönliche Kontakte

Sich auch dann in Erinnerung rufen, wenn man gerade kein konkretes Anliegen hat, gut erreichbar sein, keine Werbebotschaften, sondern redaktionell aufbereitete Informationen und Bildmaterial liefern. Und zwar nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern möglichst gezielt jenen, die diese Informationen wirklich interessiert.

Autorin: Susanne Sametinger

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