Das Weihnachtsgeschenk und der dazugehörige Weihnachtsbrief an die Zielpunkt-Mitarbeiter machte in vielen Medien die Runde. „Gemeinsam haben wir auch schwierige Herausforderungen gut gemeistert und uns für die Zukunft hervorragend aufgestellt“, heißt es u.a. in diesem Schreiben, das von Georg Pfeiffer persönlich unterschrieben ist. Viel Glück, Weihnachtgrüße, etc. Die Zielpunkt-Kette geht mit 214 Millionen Pleite, 2400 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit.
Das Unternehmen entschuldigte sich umgehend für den Fauxpas, es sei keine böse Absicht gewesen. Alles sei schon länger vorbereitet gewesen. Auf Facebook heißt es: „Uns ist völlig bewusst, dass der beigelegte Brief zum jetzigen Zeitpunkt wie Hohn in den Ohren der Mitarbeiter klingen muss. Ganz sicher steckt keine böse Absicht dahinter, auch wenn es heute kaum jemand glauben kann und will. Wir möchten uns in aller Form dafür entschuldigen!“ Die Facebook-Kommentare dazu reichen von: „Was soll der Scheiß“ bis zu „Dumm gelaufen“.
Geht es hier um Standard procedure – Grüße an die Beschäftigen vor Weihnachten – die Pleite kam dazwischen und keiner kann etwas dafür? Die Geister die ich rief, waren nicht mehr einzufangen? Gut möglich, dass dieser Fauxpas tatsächlich „nur“ ein „unbeabsichtigter Verstoß gegen ungeschriebene Umgangsformen, eine Taktlosigkeit, ein Verstoß gegen Stil, Sitten und Etikette“ ist.
Ich glaube es geht um mehr: Einerseits darum, dass eine derartige Krise kommunikativ vorbereitet und begleitet werden kann und muss. Dafür gibt es genügend Kenntnis in der Krisen PR, über das Zusammenspiel zwischen PR Verantwortlichen, Geschäftsleitung, Techniken, Methoden, Timing und vieles mehr. Zweitens darum, und das ist viel essentieller, welche Werte – tut mir leid, ich muss dieses Wort strapazieren – dahinterstehen. Denn ja, es geht um Glaubwürdigkeit, um Vertrauen und um Offenheit, gerade wenn es um´s Eingemachte geht. Die Reputation des Unternehmens ist der schützende Schirm, wenn´s regnet. Darunter sollten alle Platz haben, die nicht nass werden wollen. Er schützt nicht nur vor der Nässe, sondern auch vor möglichen Folgen. Eine gute Reputation sichert ein höheres Unterstützungspotenzial in miesen Zeiten und der Fauxpas kommt entweder erst gar nicht zustande, oder er ist ein glaubhaftes Missgeschick.
von Gerlinde Wiesner