Gastbeitrag von Wolfgang Gumpelmaier
Seit über fünf Jahren bin ich als Beobachter und Berater in Sachen “Crowdfunding” aktiv. Wurde es anfangs vor allem von Kreativschaffenden (Musiker, Filmemacher, Designer etc.) genutzt, so erkennen zunehmend auch Startups und Unternehmer die Vorteile dieser Community-basierten Form der Projektfinanzierung. Denn beim Crowdfunding geht’s nicht nur um’s Geld, sondern vor allem um die Kommunikation mit Kunden und anderen Stakeholdern. Welche Formen von Crowdfunding es gibt, wie das überhaupt funktioniert und welche angenehmen Nebeneffekte sich dabei einstellen, soll dieser Artikel zeigen.
Was ist Crowdfunding?
Crowdfunding ist eine innovative Form der Projektfinanzierung, bei der viele Menschen gemeinsam eine Idee oder ein Produkt finanziell unterstützen. Die Online-Crowd, also die breite Masse der Internet-Nutzer, investiert dabei in ein Projekt und ermöglicht damit dessen Durchführung. Dabei ist Crowdfunding nicht gleich Crowdfunding. Man unterscheidet zwischen vier Arten von Crowdfunding, wobei sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Ausprägungen vor allem auf die Art der Gegenleistung beziehen, die Unterstützer_innen für ihre finanzielle Beteiligung an einem Projekt erhalten:
- Equity-based Crowdfunding: hier bestehen die Gegenleistungen aus Erfolgsbeteiligungen am unterstützten Startup bzw. Unternehmen. Bei uns ist diese Form unter dem Begriff “Crowdinvesting” bekannt.
- Lending-based Crowdfunding: hier werden Mikrokredite zwischen Privatpersonen/Unternehmen vergeben, die verzinst zurückgezahlt werden. Die “Causa Heini Staudinger” hatte mit dieser Form zu tun, wobei der Waldviertler Schuhfabrikant nur im weitesten Sinne Crowdfunding betrieben hat, da er dazu keine Internetplattform nutzte etc.
- Reward-based Crowdfunding: hier erhalten die Unterstützer ideelle oder materielle Prämien, abhängig von der Höhe des Fundingbetrags. Dieses Modell kennt man vor allem aus dem Film- und Musikbereich. Die Plattform Kickstarter gilt als bekannteste weltweit im Bereich des Gegenleistungs-basierten Crowdfunding.
- Donation-based Crowdfunding: hier geht es vor allem um das gute Gefühl und die Unterstützer erhalten für ihren Support oftmals eine Spendenquittung.
Wie funktioniert Crowdfunding?
In der Regel präsentieren Projektinhaber ihre Ideen auf speziellen Internet-Plattformen, welche die nötige Crowdfunding-Infrastruktur bereitstellen. Dazu gehört neben einer ansehnlichen Projekt-Präsentation z.B. auch die Möglichkeit zur Nutzung unterschiedlicher Bezahlsysteme sowie ein übersichtliches Unterstützer-Management. Für die Bereitstellung dieser Infrastruktur behalten die Crowdfunding-Plattformen eine Provision ein. Fast alle Crowdfunding-Plattformen funktionieren nach dem „Alles-oder-Nichts“ Prinzip. Das heißt, dass die Projektinhaber ihr Geld nur erhalten, wenn die angestrebte Zielsumme in der zuvor festgelegten Zeit erreicht wurde.
Welche Plattformen stehen dafür zur Verfügung?
Für Projekte aus Österreich stehen mittlerweile für alle vier Formen des Crowdfunding mehrere Plattformen zur Verfügung:
- Equity-based Crowdfunding: Conda, 1000×1000, Greenrocket
- Lending-based Crowdfunding: DasErtragreich
- Reward-based Crowdfunding: wemakeit, Startnext, VisionBakery, Indiegogo, Kickstarter
- Donation-based Crowdfunding: Respekt.net
Die Auswahl der passenden Plattform hängt von vielen Faktoren ab, u.a. der Zielgruppe, dem Bezahlsystem, der Art des Crowdfundings, den Funktionalitäten sowie der Usability oder dem Design der Plattform.
Warum sollte man Crowdfunding machen?
Für Firmen und Startups bietet Crowdfunding neben der Finanzierung noch eine Vielzahl an weiteren Vorteilen. So können etwa neue Produkte direkt mit der Community getestet bzw. weiterentwickelt oder neue Kundenschichten erschlossen werden. Zudem agieren die Unterstützer oft als Botschafter der Idee oder der Firma und empfehlen das unterstützte Projekt unter ihren Freunden und Kollegen weiter. Umgekehrt können sich Firmen etwa im Rahmen ihrer CSR-Maßnahmen an Crowdfunding-Projekten beteiligen und so von der erhöhten Sichtbarkeit profitieren, die solche Aktionen in der Regel mit sich bringen.
Welche Unternehmen nutzen Crowdfunding?
Aktuell unterstütze ich das Team von b-cared bei ihrer Crowdfunding-Aktion. Die beiden Gründer TG (Mag. Gergely Teglasy) und Michael Bindlechner haben eine Notfall-App für Senioren entwickelt, für die der Benutzer nur das braucht, was er ohnehin hat und kennt – sein Handy. Neben der hoffentlich erfolgreichen Finanzierung, ist es vor allem der Werbewert, der die Crowdfunding-Arbeit lohnend macht. Denn bisher haben unzählige Magazine und Blogs darüber berichtet oder Interviews mit den Gründern veröffentlicht, darunter die Futurezone, Ö1, w24, Android4you.de oder Branchenseiten wie MeinStartup.de.
Auch für das Team von MANA – Apfelwein war das Crowdfunding lohnend. Denn nicht nur haben sie mittlerweile ihr Ziel von EUR 8.000,- überschritten, sondern es haben sich auch zahlreiche Medienberichte und sogar Kontakte zu Investoren und neuen Kooperationspartner ergeben.
Eine andere Zielsetzung verfolgte meine Schwester mit ihrer Aktion SOLiPOWER. Sie betreibt ein kleines Damenmode-Label in Oberösterreich und via Crowdfunding haben wir für die FairTrade Partner-Schneiderei in Nepal die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage per Crowdfunding finanziert. Aktuell ist sie in Kathmandu, wo sie die letzten Schritte zur Umsetzung in die Wege leitet.
Crowdfunding spielt aber nicht nur für Startups oder KMU’s eine Rolle, sondern wird vermehrt auch im Bereich der internen Ideen-Generierung und -Finanzierung genutzt. So hat z.B. die deutsche DEKA-Bank ein Crowdinnovation-System implementiert, die Raiffeisen Bank in Vorarlberg hat sogar eine eigene Regionalfunding-Plattform aufgebaut.
Wie kann man sich über Crowdfunding informieren?
Es gibt mittlerweile zahlreiche Plattformen, die sich um die Bereitstellung einer Crowdfunding-Infrastruktur kümmern. Sie dienen oft als erste Anlaufstelle, um sich über das Thema zu informieren. Als Branchenverband (für D-A-CH) bietet auch das German Crowdfunding Network viele Informationen und Tipps sowie Kontakte. Und jeden Monat gibt’s von mir in Form eines Crowdfunding-Newsletter ein Update in Sachen Crowdfunding.
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Die Grundlage für diesen Text lieferte der Artikel “Crowdfunding– Projektfinanzierung mit der Community”, zuerst erschienen im Leitfaden WerdeDigital. Der Originaltext steht unter einer Creative-Commons-Lizenz CC BY SA.